über Karate-Do

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Die japanischen Schriftzeichen (kanji) für“Karate“

Japanisch: die Kunst des Fechtens mit der leeren „unbewaffneten“ Hand (Kara = leer, nackt, unbewaffnet; te = Hand; do = Weg, Grundsatz, Pfad, Lehre, Methode, philosophisches Prinzip).

Kara bedeutet „leer“. Kara zeigt an, dass Karatedo eine Kunst ist, durch die man sich ohne Waffen (mit leeren Händen) wehren kann. Im philosophischen Sinn verweist es darauf, dass sich der Karateka von allen egoistischen und selbstsüchtigen Gedanken „leer“ machen muss, da er nur mit klarem Geist verstehen kann, was er empfängt.

Karatedo ist die hohe Kunst des unbewaffneten Kampfes und ein ausgezeichnetes System zur Erlangung von überdurchschnittlicher Fitness und Körperbeherrschung. Es ist bestens geeignet, dem täglichen Stress entgegenzuwirken. Ein regelmässiges Training fördert die Gesundheit, die Geschmeidigkeit des Körpers und führt zu aktiv-positivem Denken. Hände, Füsse, Knie und Ellbogen entwickeln sich zu gefährlichen Waffen, mit denen man sich und andere in Notsituationen wirksam verteidigen kann.

Die inneren Werte lassen sich nur durch jahrelanges Training erfahren. Jeder gewinnt aus Karatedo genau so viel, wie er an Zeit des Nachdenkens und für das körperliche Training aufwendet.

Karatedo ist für alle geeignet, für Frauen und Männer jeden Alters. Das war eines der Hauptanliegen der Begründer. Die alten Meister legten grössten Wert auf die Erkenntnis, dass Karatedo ein Weg ist, den Körper und Geist lebenslang zu schulen.

Geschichtliche Entwicklung:

Vor mehr als tausend Jahren wurden karateähnliche Techniken von buddhistischen Mönchen im Kloster Shaolin (China) geübt. Man nimmt an, dass der indische Mönch Bodhidharma (525 n. Chr., Begründer des Zen-Buddhismus) bei seiner Reise von Indien nach China eine Ur-Form von Karate im Shaolin-Kloster einführte.

Er unterwies die Mönche im Zen-Buddhismus und in gymnastischen Kampfformen (Shi-pa-lo-han-sho; „die achtzehn Hände der Buddha-Schüler“), aus denen sie grosse Ausdauer und Stärke sowie Kraft des Geistes gewannen. Diese achtzehn Formen sind der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Kampfkünste.

Mönche beim Training

Um die von ihm entwickelten Techniken zu sichern, schuf Bodhidharma ein formales Lehrsystem, die Kata, mit denen alle übungen auch ohne Partner durchgeführt werden konnten.

Diese Kampfkunst wurde immer weiter entwickelt und später von Chinesen auf die Insel Okinawa gebracht, wo sie sich mit den Kampftechniken der Bewohner dieser Insel vermischte.

Als die Feudalherrscher den Waffenbesitz verboten, förderten sie ungewollt die Entwicklung des Kampfes mit leeren Händen. Durch hartes Training wurden die Inselbewohner gefürchtete Gegner, selbst für den bewaffneten Feind. Diese Kampfkunst wurde dann aufgrund ihres chinesischen Ursprungs „Karate“ genannt, geschrieben mit den Schriftzeichen, die wörtlich „Chinesische Hand“ bedeuten.

Der moderne Meister dieser Kunst, Gichin Funakoshi, welcher 1957 im Alter von 88 Jahren starb, änderte die Schriftzeichen in der Weise, dass sie nunmehr bei gleicher Aussprache „leere Hände“ bedeuteten. Funakoshi wählte diese Deutung bewusst wegen ihres Sinnes in der zenbuddhistischen Philosophie. Für ihn war Karatedo eine Kampfkunst, gleichzeitig aber auch ein Weg („Do“) um den Charakter zu formen.

Karatedo wurde erstmals im Juni 1922 offiziell in Japan der öffentlichkeit demonstriert. Anstoss dazu gab Jigoro Kano, der Begründer des Judo. Die Zuschauer waren von der Darstellung so beeindruckt, dass sie Funakoshi baten, in Tokio zu unterrichten. So lehrte Funakoshi das Karatedo an mehreren Universitäten.

Wenig später kamen andere grosse Meister nach Japan und es entstanden die vier grossen traditionellen Schulen (Ryu) Japans: Wado-ryu, Shotokan, Goju-ryu und Shito-ryu.

Als Begründer des Karatedo in der Schweiz gilt Bernard Cherix (1927-2009). Er machte 1957 die Bekanntschaft des japanischen Meisters Tetsuji Murakami (1927-1987) in Paris.

Am 22. September 1963 wurde Karate als Sektion des Schweizerischen Judoverbandes aufgenommen. Am 1. Januar 1970 akzeptierte der Schweizerische Judo- und Budoverband die Gründung der Swiss Karate Federation und damit die Eigenständigkeit dieser Kampfkunst.

Am 29. August 1970 wurde die SKF offiziell in Sion gegründet. Nachdem sich anfangs der siebziger Jahre weitere Stilrichtungen und damit nationale Verbände etablierten, wurde am 16. Juni 1979 in Fribourg der heutige Dachverband SKF gegründet.

Am 15. November 1986 wurde die SKF als 75. Sportverband in den Schweizerischen Landesverband für Sport, heute Swiss Olympic Association, aufgenommen. Am 25. Juni 1995 stimmte die Eidgenössische Sportkommission (beratendes Organ des Bundesrates) dem Antrag der Eidgenössischen Sportschule Magglingen zur Aufnahme des Karatedo als Jugend+Sport-Fach zu.


Karatedo ist wie ein Baum

Ein fester Stamm, (Tradition/Technik/Gesundheit)
starke Wurzeln, (Verankerung im Ursprung/Verbindung zum realen Leben und Alltag)
verschiedene äste, (Kata/Zweikampf/Sport/Kinder/Senioren/Selbstverteidigung/Kunst)
grüne Blätter (um das Licht der Erkenntnis aufzunehmen/Ziel des Do)
und saftige Früchte (um weiterzugeben was empfangen wurde)

Kinderkaratedo

Einige Kinder entwickeln sich schneller als andere; jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Aufgrund dieser Erkenntnisse werden im Unterricht die körperlichen, mentalen und technischen Zielsetzungen individuell festgelegt und bewertet.

Grundsätzlich bedeutet regelmässiges Karatedotraining:
• mehr Selbstvertrauen
• bessere Konzentration, Reaktion
• Koordinationsförderung
• Gleichgewichtsfähigkeit
• Orientierungsfähigkeit
• Rhythmisierungsfähigkeit
• Differenzierungsfähigkeit
• Abbau von Aggressionen durch körperliche Anstrengungen
• ausgewogene Kondition
• überdurchschnittliche Beweglichkeit

Karatedo 40+

Vital, selbständig und selbstbewusst älter werden! Gesundheitsorientiertes Karatedotraining ist auch für nicht mehr ganz Junge und selbst untrainierte Anfänger hervorragend geeignet, die körperliche und geistige Vitalität zu erhalten und zu fördern. Nicht nur der Kreislauf sondern auch Gleichgewicht, Geschicklichkeit, Spannkraft, Reaktionsschnelligkeit werden geschult, und der anspruchsvoll gestaltete Unterricht kann ganz schön viel Kopfarbeit erfordern, denn in jedem Kurs werden neue Informationen geliefert und neue Aufgaben gestellt. Das sichere Gefühl, eine der wirkungsvollsten Selbstverteidigungsarten zu kennen (und mit der Zeit zu beherrschen) trägt einen weiteren Teil zu einem starken und guten Selbstwertgefühl bei. Dazu kommt der soziale Aspekt, in einer Gruppe gemeinsam dieselben Interessen zu verfolgen und die Geselligkeit zu pflegen.

Kata

Der Begriff Kata steht für eine genau festgelegte Serie von Techniken, in denen die Methoden und Kampfstrategien des Stils verschlüsselt sind. Sie sind eine Zusammenstellung der im Karatedo vorkommenden Abwehren, Schlagtechniken, Fauststössen und Tritttechniken in logischer und fester Reihenfolge.

Jede Bewegung hat eine bestimmte Bedeutung. Die ausgeführten Techniken zielen mit genau dosierter Kraft auf die vitalen Punkte. In jeder Kata gibt es festgelegte Techniken, bei denen der Kiai, ein aus dem Zwerchfell kommenden Schrei, ausgestossen wird. Es ist stets der Bezug von der praktizierten Kata zur realen Selbstverteidigung und dem Kumite herzustellen. Der Praxisbezug muss sichtbar sein, ansonsten handelt es sich um eine Form ohne Inhalt. Die Kata sind sorgfältig einzuüben, um sie in ihrem Bewegungs- und Bedeutungsablauf exakt zu erlernen. Die Fortgeschrittenen erweitern sie durch ein Maximum an Präzision, Dynamik und Schnelligkeit.

Kumite

„Kampf, Kampfschule, sich mit den Händen treffen.“ Unter Kumite versteht man Kampfübungen, bei denen die in der Grundschule und den Kata erlernten Angriffs- und Abwehrtechniken ihre praktische Anwendung erfahren. Das Kumite gliedert sich in Yakusoku Kumite (abgesprochenes Kumite) und Jiyu Kumite. Beim Yakusoku-Kumite werden der richtige Abstand, das Timing, die Blickrichtung und die Konzentration auf die Aktion des Partners sowie der Stand, die Körperstellung und die Block- und Konterposition als Vorbereitung für das Jiyu Kumite geübt. Im Jiyu Kumite sind die Techniken frei wählbar. Die übenden dürfen ihr geistiges und körperliches Können uneingeschränkt anwenden, aber die Faustschläge, Stösse und Tritte müssen sicher unter Kontrolle sein. Bei diesen freien Kampfübungen wird vor allem Reaktionsfähigkeit, Entschlusskraft und Mut entwickelt. Die ausgeführten Techniken müssen immer vom Hintergrund des Gedankens, den Angreifer mit einer einzigen Technik (Ikken-hissatsu) ausser Gefecht zu setzen, praktiziert werden.

Bewertungskriterien:
1. Kontrolle
2. Präzision
3. Korrektheit
4. Kiai
5. Kraft und Kime
6. Geschwindigkeit
7. Kampfgeist
8. Konzentration
9. Zielgenauigkeit
10. Maai (Distanz)
11. Timing
12. Tai-sabaki (Ausweichbewegungen)

Dojo

(Do = Weg, jo = Ort), Ort der Erweckung, ursprünglich der Ort, wo Buddha seine Erleuchtung fand, dort wo die Schüler den Weg üben. Nach einem buddhistischen Sprichwort kann jeder Ort ein Dojo sein. Sinn und Zweck des Zusammenkommens im Dojo ist einander zu helfen bei der Erlernung der Techniken und bei der Bildung des Charakters. Die übungen im Dojo helfen, die Herausforderungen im Leben zu bewältigen. Konflikte lassen sich grundsätzlich nicht vermeiden, deshalb steht die Suche nach der richtigen Form der Bewältigung im Vordergrund. Das Dojo ist ein Raum der Gemeinschaft, wo jeder sich mit sich selbst und mit anderen Menschen auseinandersetzt. Sei es im Kumite, in der Meditation oder im Lehrgespräch. Es ist ein Ort, wo sich die Energie der übenden verdichtet und wandelt. Das Training im Dojo lehrt, dass man manchmal gewinnt und manchmal verliert. Somit ist eine übungsstunde im Dojo auch eine Lehrstunde in Lebenskunst.

Rei

Gruss, Verbeugung, Anstand, Respekt. Der Gruss beinhaltet, dass man für sich und den Partner verantwortlich ist. Er ist ein Ausdruck der Höflichkeit, des Respekts und der Aufrichtigkeit. Beim Betreten des Dojo wissen wir, dass ein ernstes Stück Arbeit vor uns liegt.

Mokuso

Es kann als „ruhiges Denken“ im Sinne von Entspannung, Konzentration und Versenkung verstanden werden. Traditionsgemäss wird Mokuso am Anfang und am Ende eines jeden Trainings ausgeführt. Einerseits hilft es, sich von der, den Lernprozess störenden, inneren Hektik zu befreien; andererseits unterstützt es den Verarbeitungsprozess der aufgenommenen Informationen.

Karate ni sente nashi

„Es gibt keinen ersten Angriff im Karatedo“. Dieser Leitsatz stammt ursprünglich aus dem japanischen Bushido, wo er besagte, dass ein Samurai in jeder Situation einen beherrschten Geist bewahren muss und das Schwert nicht wegen jeder Provokation oder Kleinigkeit ziehen darf. Durch diese Regel wird der übende an die Bedeutung des ruhigen und kontrollierten Geistes erinnert, durch den sich in den Kampfkünsten der Meister vom Anfänger unterscheidet. Im Karatedo wurde die Bedeutung erweitert. Sie passte sich der stärker ausgeprägten philosophischen Tendenz des Karatedo an und verkörpert darin den Wunsch nach Frieden und Harmonie. In den Kata wird dies symbolisch verdeutlicht, indem jede erste und letzte Technik eine Abwehr ist.

Gürtel im Karatedo

Die Gürtel im Karatedo sind eine unverzichtbare Hierarchiepyramide, die zur Weitergabe der Lehre notwendig ist. Die Pyramide wird durch ein Rangsystem symbolisiert. Es unterteilt sich in die Kyu-Systeme der Schüler und die Dan-Graduierungen der Schwarzgurte. Die Stufe der jungen Schüler ist die Basis der Pyramide. Sie erstreckt sich über alle Kyu-Grade und enthält Anfänger und Fortgeschrittene. Eine Mittelstufe in der Pyramide nehmen die Grade bis zum 4. Dan ein. Sie sind das Bindeglied zwischen den Höhergraduierten ab 5. Dan. Gleich auf welchem Niveau der übende sich im Rangsystem befindet, seine Aufgabe ist es immer, den Ansprüchen des bereits Erreichten durch eine entsprechende Haltung gerecht zu werden, beispielgebend für alle unter ihm Stehenden zu sein und eine Herausforderung gegenüber dem nächsthöheren Fortschrittsgrad anzunehmen.

„Shuhari“ lernen,abweichen und sich entfernen.

Der wirkliche Fortschritt eines übenden wird in diesem Wort ausgedrückt. Er vollzieht sich in drei Stufen: Lernen, abweichen und sich entfernen. „Shu“ bezeichnet den Gehorsam gegenüber der traditionellen Lehre. Dazu gehört insbesondere die korrekte Technik. „Ha“ ist die zweite Stufe und bedeutet das Ende des blossen Formlernens. Im „Shu“-Abschnitt lernt der Schüler die Formen, in der „Ha“-Stufe muss er sie hinterfragen und verstehen. Die „Ha“-Stufe beginnt mit dem Erreichen des zweiten Schwarzgurtes. „Ri“ ist die Stufe zur Vollendung des Geistes. Sie ist die vollkommene Meisterschaft der inneren und äusseren Haltung. Shuhari ist die Philosophie der Kampfkunst Karatedo. Wie das Leben ist auch Karatedo ein Weg, der vom Lernen zur Reife, von der Unerfahrenheit zur Erfahrung, von der Jugend zum Alter führt.

Auszug aus der Broschüre „Karatedo“ des SKF (Swiss Karate Federation)